Bulldog D9506

 

In den Jahren 1934 bis 1953 stellte die renommierte Firma Heinrich Lanz in Mannheim hauptsächlich zwei verschiedene Motorentypen her: Einerseits die "kleinen" Glühkopfmotoren mit 4,767 Litern Hubraum (Schleppertypen D 35.., 20 PS, D75.., 25 PS) und andererseits die "großen" Glühkopfmotoren mit sage und schreibe 10,266 Litern Hubraum (Schleppertypen D85.., 35 PS, D95.., 45 PS und D15.., 55 PS). Beide Motoren waren liegend angeordnete Einylinder-Zweitakt- Glühkopfmotoren.

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Der Lanz D9506, Bj. 1939, ist seit 1992 in unserer Sammlung. Der Schlepper war damals zwar optisch überholt worden, bedurfte aber dennoch einer kompletten Restaurierung. Die technische Basis war allerdings sehr gut: Kolben und Zylinder wiesen so gut wie keinen Verschleiß auf und konnten bedenkenlos weiterverwandt werden. Lediglich das Pleuellager wurde ersetzt und dazu passend die Kurbelwelle geschliffen. Weiterhin bekam unser "Großer Bulldog" einen kompletten Satz neuer Kühlerelemente spendiert. Da die Blechteile nur noch fragmentartig vorhanden waren, wurden auch sie durch neu nachgefertigte ersetzt. Nach Abschluß der technischen Restaurierung, bei der weitgehend sämtliche Verschleißteile erneuert wurden, konnte der Bulldog im Originalfarbton lackiert und nach und nach wieder zusammengesetzt werden.    

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Während die 20- und 25 PS starken Bulldogs in den 1930er Jahren schon als recht große Schlepper angesehen wurden, setzten die Bulldogs mit den 10,2 Liter-Motoren noch einen drauf. Mit dem Angebot an 35, 45 und 55 PS starken Ackerschleppern sprach Lanz Kunden an, die mit dem durchschnittlichen Bauern dieser Zeit nichts mehr gemeinsam hatten. Vielmehr konnten sich nur große Gutshöfe (hauptsächlich in Schlesien und Pommern) oder Lohndreschereien solche riesigen Schlepper leisten und sinnvoll einsetzen. Der typische Landwirt in der Vorkriegszeit galt schon als fortschrittlich, wenn er überhaupt in einen Traktor investierte, um die Pferde als Zugtiere abzulösen.

                       

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Vermutlich nach Schlesien wurde im Jahre 1939 auch unser 45 PS starke Lanz Bulldog D9506 geliefert. Welcher glückliche Betrieb diesen Bulldog sein Eigen nennen durfte, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Sicher ist jedoch, daß der Bulldog seinerzeit ohne Zapfwelle geordert wurde, was auf den vorrangigen Einsatz als Antrieb für eine große Dreschmaschine oder aber als Zugmaschine auf der Straße oder vor schweren Anhängepflügen schließen läßt.

Diese einst in die Ostgebiete des Deutschen Reiches gelieferten Schlepper wurden häufig auch nach dem Krieg bis in die 1990er Jahre ununterbrochen eingesetzt und mit allen möglichen und unmöglichen Mitteln "am Leben gehalten". Die meisten der heute noch existierenden Schlepper haben weit mehr als 40-50.000 Betriebsstunden treue Dienste geleistet, was für ihre sprichwörtliche Einfachheit und Robustheit spricht. Viele solcher Schlepper aus dem ehemaligen Ostblock weisen mehr oder weniger viele Teile des polnischen URSUS auf, ein detailgetreuer Nachbau des Lanz Bulldogs. So auch unser Bulldog: Auch in seinem langen und hartem Arbeitsleben wurden einige Teile (z.B. Zylinderkopf oder Kupplungsschwungrad) gegen solche des URSUS ausgetauscht, da im Ostblock Lanz- Ersatzteile nicht erhältlich waren.

Jeder Lanz-Kenner wird bei näherer Betrachtung unseres Bulldogs jedoch klar erkennen, daß es ein echter Lanz ist, da er an den typischen Stellen seine Lanz- Fahrgestellnummer trägt sowie in fast sämtlichen Anbauteilen die üblichen Lanz- Ersatzteilnummern eingegossen sind. 

Hier ein Video, das den Lanz während einer kleinen Rundfahrt zeigt. Lautsprecher an!


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